Wer Sachkosten optimiert, kann Personalabbau verhindern
Die Covid-19-Inzidenzwerte sinken. Unsere Intensivstationen spüren die ersten Entlastungen seit Monaten. Aber: Der wirtschaftliche Druck auf die deutschen Krankenhäuser wächst. Denn trotz starkem Rückgang bei den Elektivpatienten bleiben Ausgleichszahlungen schwer kalkulierbar; die Liquidität sinkt kontinuierlich. Wer die drohende Insolvenzwelle unbeschadet überstehen will, ist gezwungen, die Ausgaben zu senken.
Dabei rücken die medizinischen Sachkosten schnell in den Fokus. Kein Wunder, denn dieser Kostenblock war – laut statistischem Bundesamt- in deutschen Krankenhäusern im Jahr 2017 mit rund 19 Mrd. Euro fast so hoch, wie die Personalkosten für den gesamten ärztlichen Dienst.
Vergleichbarer Aufwand für ÄD, PD und med. Sachbedarf – Kosten in med. Sachbedarf durch geschickte Intervention steuerbar
Entwicklung drei wichtiger Kostenblöcke im Krankenhaus, in Mrd. EUR 2005 bis 2017
Und die Preisspirale stand seither nicht still: Wir können davon ausgehen, dass die medizinischen Sachkosten im Krankenhaus heute ein Volumen von über 21 Milliarden Euro pro Jahr erreichen. Die Pandemie führt zu einer weiteren Verschärfung der Situation. Knappe Rohstoffe, Lieferengpässe und die vorherige Geltung der Mehrwertsteuer werden die Preise für Medikalprodukte in vielen Fällen nochmal steigen lassen.
Preisverhandlungen sind also zwingend nötig. Eine intelligente Sachkostenoptimierung geht aber weit darüberhinaus: Sie zielt auf eine verbesserte Steuerung des Materialverbrauchs. Neben dem zielgenauen Einsatz von Ressourcen geht es auch um die Sicherstellung der Refinanzierung des eingesetzten Materials. Der Einkauf allein kann diese Aufgabe daher nicht stemmen. Erst wenn das medizinische Personal mit Einkauf, Apotheke und dem Controlling an einem Strang zieht, lassen sich erhebliche Einspareffekte bei gleichbleibend hoher Behandlungsqualität erzielen.
Mitten in der Corona-Krise sollen jetzt also Sachkosten optimiert werden? Was zunächst einmal nach Mehrbelastung klingt, macht sehr viel Sinn. Denn abgesehen davon, dass der Dreh an der Kostenschraube für viele Krankenhäuser überlebensnotwendig ist, ist auch die Bereitschaft von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften für diese Gemeinschaftsanstrengung größer denn je. Denn auch sie wissen in der gegenwärtigen Lage: Ein effizienter und achtsamer Umgang mit den Materialressourcen ist immer gut. Und er ist ein wirksames Mittel gegen den Abbau von Personal.